Liebe ambulante Pflege,

heute schaue ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf unsere gemeinsame Zeit zurück.

Ich denke an meinen Start…, der so herzlich und emotional begann. Voller Träume und Tatendrang kehrte ich dem Krankenhaus den Rücken zu und war gespannt auf den Weg, der fortan vor mir lag. Ich war jung, voller Enthusiasmus und teilweise auch recht unbekümmert…, eine Mischung, die es mir sicherlich auch erleichtert hat.

Da stand ich nun am 01.01.1989 und war „selbständig in der Pflege“! Ich fühlte mich frei und unabhängig…, allerdings hatte ich auch keinen einzigen Kunden und damit natürlich auch noch keine Einnahmen. Das kümmerte mich jedoch wenig, da ich durch meine bisherige Ausbildung und meine Kontakte durchaus Möglichkeiten hatte, teilweise im Rettungsdienst zu arbeiten. Auch war ich mir damals keiner Arbeit zu schade und so habe ich in der Gebäudereinigungsfirma meines damaligen Mitbegründers abends Büroräume gesäubert…, es half mir zu überleben.

Nie vergessen werde ich den Moment, als ich seinerzeit zu Herrn Meyer von der AOK ging und mir meine „Zulassung“ für einen ambulanten Pflegedienst abholte. Er hat sich mein Examen kopiert und mir gesagt, dass ich mir zur Finanzierung meiner Leistungen am Klienten eine Verordnung häuslicher Krankenpflege vom Hausarzt besorgen müsste, aufgrund deren ich dann mit den Krankenkassen abrechnen könnte. So schön…, so einfach…, so gut.

Am Anfang des Weges

Dann begann die „Kaltaquise“ und der Gang durch die Arztpraxen. Das war jedoch wieder etwas ernüchternd. Ebenfalls werde ich den Besuch bei einem (nichtgenannten) Arzt nicht vergessen…, der mir beim Vorsprechen eine Schublade öffnete mit Flyern anderer Dienste und mich fragte, „…was uns denn von den anderen unterscheiden würde und warum er ausgerechnet Klienten an uns geben solle…?!“ Das verschlug mir jedoch damals die Sprache.

Um eine Erfahrung reicher kehrte ich zurück und begann zu realisieren, dass die Zukunft nicht nur rosig und golden ist, sondern Erfolg hart erarbeitet werden muss.

Dies zeigte sich auch im nächsten Schritt: die erste Klientin! Nachdem der erste Monat leider völlig erfolglos verlief und uns im zweiten Monat auch nicht viel mehr einfiel als das Bisherige, bekamen wir eines Tages einen Anruf von einem „befreundeten“ Pflegedienst: der erste Auftrag kam ins Haus! Und dieser Auftrag hatte es wahrlich in sich.

Mit meinen damaligen Augen betrachtet war es eine alte Frau, die zwar grundsätzlich recht mobil war, aber im Haushalt nicht mehr so richtig klarkam und eine recht „eigensinnige“ Art hatte, ihr Leben zu führen. Ich begriff dies als Herausforderung und konnte dadurch eine Menge wesentlicher Dinge lernen. So hatten wir nicht nur einen „richtigen, inhaltlichen Kontakt“ zu einer Hausärztin, sondern bekamen auch gleich die Gelegenheit, mit der Altenhilfe in die Zusammenarbeit zu kommen.

Letztlich konnten wir durch unsere Hartnäckigkeit, unser Engagement und unser lösungsorientiertes Denken damit die Basis für die weitere Zukunft der Firma legen! Zum Jahresende hatten wir dann eine zweistellige Mitarbeiteranzahl…!

Später erkannte ich dann, dass sich der eigenwillige Lebensstil der Dame „Messie-Syndrom“ nennt und der befreundete Dienst sich dieser Aufgabe gar nicht stellen wollte. Obgleich ich es dem „befreundeten“ Pflegedienst anfangs übelnahm, uns diese schwierige Klientin überlassen zu haben, wurde mir später klar, dass wir es genau diesem schwierigen Fall zu verdanken hatten, auf die „Erfolgsspur“ zu kommen. Denn plötzlich wusste ich auch, warum man uns als Pflegedienst und nicht die anderen nehmen sollte: wir trauten uns auch an die „schwierigen und aufwendigeren Fälle“ heran und unsere Stärke lag schon damals darin, zwischen den einzelnen Akteuren zu vermitteln und die Kompetenzen so zu bündeln, dass am Ende ein respektables Ergebnis dabei herauskam.

Das sollte für die nächsten Jahre auch unser Markenzeichen sein: Die „Helfenden Hände“ heißen nicht nur so, sondern der Name ist auch Programm!

So begann die erste und überaus turbulente Zeit meiner Selbständigkeit. Im ersten Jahr legten wir ein erhebliches Wachstum hin und konnten uns recht schnell einen guten Namen in der ambulanten Pflege machen.

Doch wo Licht ist, muss auch Schatten sein…, und darüber schreibe ich in meinem nächsten Blog.

Warum das so ist…, was mich bis heute immer noch an dir fasziniert., was sich aber dringend ändern sollte…, darüber mehr im nächsten Blog…!