Liebe ambulante Pflege,

wir beide haben im Laufe unserer gemeinsamen Zeit gelernt, dass nichts bleibt, wie es ist.., dass das „Leben“ letztlich einen stetigen und ständigen Wandel bedeutet. Das „Gestern“ ist vergangen, und „Morgen“ existiert nur in unserer Fantasie. Das Einzige was wirklich zählt, ist also „jetzt, hier und heute“. Nach diesem Grundsatz versuche ich seit langem auch zu leben und somit jeden Tag als etwas Besonderes zu sehen und zu genießen.

Damit wird es für mich auch ein Stück einfacher, den Wandel der Zeit und die damit einhergehenden Veränderungen zu nehmen, wie sie nun einmal sind. So ist es bei uns auch in der Firma. Einige Mitarbeiter:innen begleiten uns schon eine wirklich lange Zeit und darüber freuen wir uns wirklich sehr und wissen dieses auch entsprechend zu schätzen.

Andere hingegen verlassen uns und suchen sich neue Herausforderungen. Natürlich wünsche ich mir für alle Mitarbeiter:innen der „optimale und passende“ Arbeitgeber zu sein und mit ihnen gemeinsam einer langen und erfolgreichen Zukunft entgegen zu schauen. Dies ist jedoch reines Wunschdenken und mir ist durchaus bewusst, dass so etwas eben nicht der Realität entsprechen kann. Es muss von beiden Seiten einfach (wie in jeder guten Beziehung auch) miteinander „passen“…, und da die Menschen unterschiedlich sind, gelingt dieses eben nicht immer.

Insofern sind auch wir ständig auf der Suche nach neuen und „passenden“ Mitarbeiter:innen. Da inzwischen allgemein bekannt ist, dass die „herkömmlichen“ Medien wie Zeitungsannoncen und Anfragen beim Arbeitsamt leider keine Erfolge bringen, sind auch wir in den sozialen Medien unterwegs, um neue Kollegen:innn zu gewinnen. Wir halten diese nach wie vor auch für eine guten und realen Weg, um neue Kollegen:innen anzusprechen.

Erschrocken bin ich jedoch über das Ausmaß, den Umfang und die Versprechungen der verbreiteten Anzeigen auf Facebook und Co…! Es vergeht derzeit keine Woche, in der wir keine Werbemails von irgendwelchen „Recruitung-Agenturen“ bekommen, die uns vollmundig versprechen, ein „Personalproblem“ innerhalb kürzester Zeit mit entsprechenden Anzeigen in den sozialen Medien zu lösen. Dass die Preise hierfür „gesalzen“ sind, kann man sich ja gut vorstellen. Und natürlich gibt es auch keine Garantie für deren Leistung…, meist zahlt man für jeden potentiellen „Bewerber“…, unabhängig ob eine Einstellung wirklich erfolgt.

So erhalte ich gerne schon mal persönliche Post, die wir eine Bewerbung erscheint,…, in drinnen befindet sich jedoch ein mehrseitiges Hochglanzprospekt einer Firma, die mir ihre Dienstleistung anbietet. Schade…, ich hatte eigentlich etwas anderes erwartet…!

Interessanter wurde es dann, als ich bei Facebook ein paar der Werbeanzeigen „geliked“ habe und auch mal den einen oder anderen (kritischen) Kommentar angemerkt habe. Dem Algorithmus von FB ist es ja egal, was ich schreibe…, er registriert nur mein „Interesse“ und fortan erhalte ich Anzeigen derselben Kategorie. So bekam ich die Gelegenheit, mir die Anzeigen in Ruhe anzuschauen und auszuwerten.

Schnell wurde mir klar, dass hier eindeutig Werbeprofis am Werke sind: fast alle Anzeigen basieren letztlich auf 3 „Säulen“ (Merkmalen):

  • Schlechte Bezahlung in der Pflege
  • Geringe Wertschätzung der Pflegekräfte
  • Ständige Einsatzbereitschaft / fehlende Freizeit.

Auch wenn ich dem inhaltlich zustimme, dass es hier grundsätzlich überall Verbesserungs- und Optimierungsbedarf gibt, so darf darüber aber nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um ein gesellschaftliches Problem handelt, was nicht auf den Rücken der Arbeitgeber ausgetragen und gelöst werden kann.

Dem „Werbeprofi“ ist das aber egal…, er dreht den Spieß einfach um und hat für alles eine Lösung:

  • Hohe, „zahlenoptimierte“ Gehälter
  • „Liebevolle, wertschätzende“ Bilder / Video´s von professionellen Agenturen
  • Versprechen von hoher „Work-Life Balance“.

Die „Spitze der Dreistigkeit“ war für mich dabei ein (professionell gemachtes) Video, indem eine Mitarbeiterin gezeigt wurde, die während ihre Fahrt zum Einsatz einen Menschen hinter sich sitzen hatte, der ihr den Nacken massierte und neben sich eine Frau, die ihr den Kaffee reichte und für die Pflegekraft eine optimierte Route berechnete.

Sicherlich kann derartiges nur als Scherz gemeint sein…, aber wofür braucht die Pflege denn bitte solche Werbung??? Welches Bild bzw. welche Wünsche werden dort aufgezeigt und wieviel Geld (letztlich aus den Töpfen der Sozialträger) wird dafür verschwendet, derartigen Blödsinn zu finanzieren? Kann und sollte man damit nicht besseres für die Pflege anstellen???

Meine Frage nach dem Sinn das Video wurde mir bisher (und zukünftig) sicherlich nicht beantwortet.

Wenn ich mir nun diese Anzeigen anschaue denke ich mir, dass hier leider wie immer mit vielen Versprechungen geworben wird, dessen Wahrheitsgehalt man später mühsam herausfinden muss. Natürlich kann ich das Bruttogehalt einer Vollzeitkraft mit Doppeldiensten und allen Zulagen in richtig hohe Bereiche rechnen…, aber will und kann man dauerhaft so arbeiten …, und ist derartiges überhaupt noch seriös?

Kann man wirklich in der Pflege versprechen, dass es „keine Einspringdienste“ gibt, wenn man weiß, dass jeder einmal krank werden kann und irgendjemand dann die dadurch ausfallende Tour oder Schicht besetzen muss? Wer kann / soll denn einen derartigen Pool von Mitarbeitern unterhalten, die nur noch auf Abruf arbeiten? Ist denn diese „Abrufarbeit“ nicht schon wieder so etwas wie „permanentes Einspringen“??? Und wer soll dann das machen???

Jeder, der einmal in der Pflege gearbeitet hat, weiß, dass in seinem Beruf an 7 Tagen die Woche und an 24 Std pro Tag die Versorgung der Klienten sichergestellt werden muss. Und jeder weiß, dass es so etwas wie Urlaub und Krankheit gibt und damit Ausfälle passieren können und kompensiert werden müssen.

Das ist übrigens nicht nur in der Pflege so…, es gibt jede Menge andere Berufe im Service-Bereich, wo derartiges auch Gang und gäbe ist…, denken wir nur mal an all die Notfalldienst zur Sicherstellung von Strom, Wasser…, oder die Feuerwehr, der Rettungsdienst etc. Und letztlich muss auch im Einzelhandel irgendjemand die Ware in das Regal stellen, wenn der sonst zuständige Kollege: in ausfällt.

Es ist damit leider wie immer: wo Einige einen Engpass haben, können Andere daran verdienen…, und wie die das machen, ist dann wohl letztlich egal. Not macht erfinderisch und Menschen glauben gerne großartigen Versprechungen:

Wir werden uns jedoch nicht diesen „Werbeprofis“ anvertrauen und unsere Firma mit Dingen bewerben, von denen wir wissen, dass sie unrealistisch sind, sondern weiterhin nach bestem Wissen und Gewissen solche Leistungen versprechen, von denen wir denken, dass wir sie auch einhalten können.

Es betrübt mich nur mit anzusehen, dass durch derartige Anzeigen das Image der Pflege weiter in Mitleidenschaft gezogen wird und es am Ende wohl noch mehr enttäuschte Kollegen:innen gibt, die aufgrund falscher Versprechen Dir, liebe ambulante Pflege, den Rücken kehren werden…

Wir beide haben eine so lange und bewegte Vergangenheit durchlebt, dass wir auch mit diesem aktuellen Engpass umgehen werden können…, und auch aus dem aktuellen „Tal“ irgendwann wieder gestärkt herauskommen werden.

Sie wollen mehr über dieses Thema wissen und schauen, ob wir Ihnen einen ansprechenden Arbeitsplatz anbieten können? Kommen Sie einfach vorbei, um näheres mit uns abzusprechen…, wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst

Ihr Wolfgang Schloh