Nachdem ich bereits eine sehr persönliche Seite von mir und meinem Weg in die Pflege preisgegeben habe, möchte ich jetzt mehr von meinen Erfahrungen und Erkenntnissen rund um die Pflege berichten.

Ich habe erfreulicherweise einen privaten Freundeskreis, der sehr bunt gemischt ist und in dem sich viele unterschiedliche Menschen mit sehr verschiedenen Berufen befinden. Meiner Erfahrung nach ist das eher untypisch für jemanden aus dem Pflegebereich, da sich viele Pflegekräfte gerne mit anderen pflegenden Menschen umgeben. Das ist bei mir nicht so und ich komme mir da auch manchmal schon als ein „Unikat“ vor, wenn ich aus meinen beruflichen Erfahrungen berichte. Ich empfinde diese „bunte Mischung“ als sehr bereichernd und weiß die sich daraus ergebenden Möglichkeiten auch sehr zu schätzen.

Häufig höre ich folgenden Aussage: „…Ich empfinde großen Respekt vor den Menschen, die im Pflegeberuf arbeiten…, das könnte ich nicht machen!“

Dann folgt jedes Mal eine etwas längere Unterhaltung mit mir, da ich derartiges so nicht einfach im Raum stehen lassen möchte. Davon möchte ich nachfolgend gerne berichten, wie ich mit dieser Aussage umgehe.

Im Kern sind es meist diese 2 Aussagen: „… ich empfinde Respekt…“, sowie: „… ich könnte das nicht…“!

Grundsätzlich freue ich mich immer über den ersten Teil der Aussage, denn ich begrüße es sehr, wenn die Arbeit an und mit dem Menschen als respektvoll und wertig angesehen wird. Das erleben wir heute bei Aktiv Leben leider auch nicht immer und es scheint nicht selbstverständlich zu sein. Ich kann dann immer nur wiederholen, was wir bei Aktiv Leben auch unseren Mitarbeitern vermitteln: ihr erfüllt eine gesellschaftlich überaus wichtige Rolle und seid eine große Stütze im Sozialsystem!

Auch wenn die Corona-Pandemie uns in hohem Maße belastet, hat sie aber einmal mehr gezeigt, wie wichtig unter anderem der Pflegekraft ist: wir sind wirklich systemrelevant und werden priorisiert! Dass abendliches „Klatschen vom Balkon“ alleine als Anerkennung und Wertschätzung für Pflegekräfte nicht reicht, wird wohl auch jeder verstehen…, aber das ist ein anderes Thema.

Zumindest in meinen Unterhaltungen kann ich da einen großen Konsens erkennen.

Die zweite Aussage beschäftigt mich dann umso mehr: „— ich könnte das nicht…!“ Mein Gegenüber kommt nicht selten in Verlegenheit auf die einfache Frage, warum sie oder er denn dieses wohl nicht können?

Als Begründung werden meist Dinge angeführt, die mit dem Alltag einer Pflegekraft wenig zu tun haben oder aber nur einen kleinen Teilbereich unserer Arbeit widerspiegeln. Mit diesen (Vor-)Urteilen setze ich mich dann gerne auseinander und versuche den Blickwinkel etwas zu korrigieren und zu schärfen.

Ich gebe gerne zu, dass nicht jeder dafür geeignet ist, bei großen Bauchoperationen oder der operativen Verletzung von polytraumatisierten Patienten stundenlang am OP-Tisch zu stehen und dabei zuzusehen, wie Ärzte und Pflegepersonal versuchen das Leben auf „Messerschneide“ zu retten. Auch bei einer Obduktion dabei zu sein gehört sicherlich nicht in die Erfahrung, die jeder Mensch machen muss, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen. Aber aus dem gesamten Teil der „pflegerischen Tätigkeiten“, sind dieses so hochspezialisierte Tätigkeiten, die auch nicht von jeder Pflegekraft gemacht werden wollen.

Der wesentliche Teil unserer Arbeit im Rahmen der ambulanten Krankenpflege bei Aktiv Leben hat mit derartigen Tätigkeiten rein gar nichts zu tun. Selbst wenn wir manchmal große Wunden ambulant versorgen, wird dieses immer von geschultem Fachpersonal mit Unterstützung von Wundexperten und behandelnden Ärzten gemacht.

Der Großteil der Arbeit bei Aktiv Leben liegt in der Versorgung von älteren Menschen, die grundsätzlich dieselben Bedürfnisse haben, wie alle anderen Menschen auch. Wir reden hier von Hilfe beim Waschen und Ankleiden, Hilfen bei der Ernährung, Hilfe bei der Mobilisierung und Hilfen im Bereich der Hauswirtschaft. Die reine „fachliche“ Versorgung erstreckt sich dabei auf Medikamentengabe, Blutzuckermessungen und Insulingaben und dem An- und Ausziegen von Kompressionstrümpfen. Und natürlich bei der meiner Meinung nach wichtigster Tätigkeit, die kaum beachtet oder finanziert wird und fast immer „nebenbei“ erfolgt: der persönliche Kontakt und der Austausch auf einer zwischenmenschlichen Ebene, um einer Isolation entgegen zu wirken.

Also eigentlich Tätigkeiten, die jeder Mensch an sich selbst und insbesondere auch an seinen Kindern täglich und sicherlich auch gerne verrichtet!

Daher komme ich dann meist zu dem Schluss und sage: „… natürlich kann nicht jeder pflegen…, aber jeder sollte mal professionell gepflegt haben! So erhält man einen ganz besonderen Blick auf seine Mitmenschen und macht Erfahrungen, die einen das Leben begleiten und auf jeden Fall bereichern werden!“

So sind wir auch besonders stolz, wenn wir bei Aktiv Leben jungen Menschen den Einstig in die soziale Arbeit ermöglichen können, auch wenn sie keine pflegerische Ausbildung haben. Im Rahmen unseres Pflegehelfer Teams werden sie von uns entsprechend angeleitet und geschult und so langsam an die Arbeit herangeführt. So entsteht Sicherheit, um danach selbständig und verantwortlich eine qualitativ hochwertige Versorgung am Klienten leisten zu können.

Und häufig erleben wir es dann auch, dass später der Wunsch nach zusätzlicher Qualifikation entsteht und wir die Kolleg:innen dann in unser Ausbildungsprogramm übernehmen können. Nach erfolgreicher Prüfung sind sie dann eine examinierte Pflegefachkraft.

Abschließend kann ich sagen, dass die Formulierung möglicherweise nicht gut gewählt wurde. Es ist sicherlich nicht so, dass man „Pflege“ nicht auch wie alles andere erlernen kann…, vielmehr ist die Frage doch, ob man pflegen lernen will!

Es muss sicherlich auch nicht der Traumjob auf Lebenszeit werden…, aber ich bin mir sicher, dass es eine lohnende Erfahrung sein wird, an die man sich sein Leben gerne lang erinnern wird.

Wir vom Aktiv Leben Team sind gerne dabei behilflich, diese persönliche Erfahrung zu machen. Kommen Sie einfach vorbei, um näheres mit uns abzusprechen…, wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst

Ihr Wolfgang Schloh