Liebe ambulante Pflege,

das neue Jahr ist gerade erst angefangen und damit gehen auch neue Anforderungen an uns private Leistungsanbieter einher. Gab es zum Jahreswechsel noch einigermaßen vernünftig klingende Töne seitens der Kostenträger zu vermelden, so gestaltet es sich augenblicklich leider gerade vollständig anders: Verhandlungen wurden ergebnislos abgebrochen; Ergebnisse werden seitens der Kostenträger versucht zu „diktieren“. Partnerschaftliches Verhalten sieht anders aus. Auch ist von einer adäquaten Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben und Regelungen zum Thema „Tariftreue“ derzeit seitens der Kostenträger keine rechte Motivation zu spüren.

Und in all der Ungewissheit müssen wir uns jeden Tag aufs Neue der Herausforderung stellen, die Du an uns heranträgst. Du selbst kannst aber gar nichts dafür und auch nichts ändern; ganz im Gegenteil: Du bist doch der Grund, warum wir überhaupt noch da sind! Es war und ist unser Wunsch. Dich und Deine Anforderungen haben wir vor Jahren aus freien Stücken gewählt, weil wir genau DAS wollten: Menschen in Ihrer Häuslichkeit zu versorgen, Ihnen ein menschenwürdiges Leben im Alter zu ermöglichen und so lange es irgendwie geht in ihrem gewohnten sozialen Umfeld professionell zu versorgen.

Dafür stehen wir jeden Morgen auf, gehen mit Freude zur Arbeit, sehen den Sinn unseres Handelns und motivieren uns durch all die kleine Erfolge, die es zu verzeichnen gibt. Jedes Lächeln eines glücklichen und Zufrieden Kunden zeigt uns, dass wir wirklich „systemrelevant“ sind und motivieren uns, den Weg täglich weiter zu gehen.

Aber Lächeln (und übrigens auch „Beifall klatschen“!) zahlt leider nicht die Miete, das Essen und ein kleines Stück Lebensqualität, die auch wir gerne hätten. Okay…, aktuell klatscht ja schon lange keiner mehr…, alle sind wieder zur „Normalität“ übergegangen und dazu gehört wohl auch, dass es keinen interessiert, ob und wie Pflegekräfte und die Leistungsanbieter die „Tariftreueregelung“ dann umsetzen, welche der Gesetzgeber so medienwirksam „verkauft“ hat. Zumindest nicht, wenn man ein privater Anbieter ist und sich nicht das Deckmäntelchen der „Wohlfahrt bzw. Gemeinnützigkeit“ übergeworfen hat. Letzt genannte Organisationen werden sehr wohl deutlich anders, besser behandelt…, obwohl sie den kleineren Marktanteil haben und damit nicht die Mehrheit der Anbieter darstellt.

Da frage ich mich doch schon: Wohin soll der Markt sich entwickeln? Und was bedeutet das am Ende für Dich, liebe ambulante Pflege?

Laut letzten Zahlen gibt es in Hamburg aktuell über 400 ambulante Pflegedienste…, und im Jahr 2022 haben sich 17 neu gegründet und 13 wurden gelöscht. Den Zahlen nach scheint es sich also immer noch um einen „Wachstumsmarkt“ zu handeln, wenn auch deutlich abgeschwächter als zuvor. Aber stimmt das wirklich? Werden (und brauchen) wir immer mehr Dienste? Und wenn ja, welche Zeichen werden da gesetzt

Ist es da verwunderlich, dass die Kostenträger denken, die Preise weiter „drücken“ zu können, weil es sich ja anscheinend immer noch „lohnt“ einen ambulanten Pflegedienst zu eröffnen? Ja, ich hoffe sehr, dass es sich wirklich lohnt, einen  ambulanten Dienst zu eröffnen! Denn warum sonst sollte man das Risiko und Wagnis auf sich nehmen, ein GESCHÄFT zu eröffnen, wenn es sich am Ende nicht auszahlt?

Doch dies schienen die Kostenträger weder zu sehen, noch zu akzeptieren. Wenn also weiterhin wie bisher die Preise „gedrückt“ werden auf Kosten von Wagnis und Gewinn der SOZIALUNTERNEHMER, dann werden sich immer mehr private Investoren und privates Geld aus dem Pflegemarkt zurückziehen. Und am Ende werden wir da wieder ankommen, wo wir schon vor 30 Jahren waren: die kirchlichen Anbieter und die Wohlfahrt werden den Markt beherrschen und den Kostenträgern ihre beherrschende Stellung auch deutlich machen in den Preisverhandlungen.

Die werden dann sicherlich anders aussehen, wenn eben nicht mehr die einzelnen Verbände gegeneinander „ausgespielt“ werden können, sondern den Kassen eine Verhandlungsmacht gegenüber sitzt und ein starker und mächtiger Verhandlungspartner ist…, mit allen Konsequenzen.

Das wird dann den Kostenträgern sicherlich weniger behagen, da derartige Verhältnisse zu anderen Ergebnisse führen werden.

Und was bedeutet das dann für Dich, liebe ambulante Pflege: Auch Du wirst unter der schwinden Anzahl von Anbietern leiden, da das Angebot eben deutlich „kleiner“ wird. Du wirst nicht mehr unter so vielen Anbietern wählen können, sondern Dich dem „vorhandenen“ stellen müssen und am Ende merken, dass auch aus Sicht der Wohlfahrt und der Kirche die Pflege ein „Geschäft“ im Sinne einer Dienstleistung ist, die adäquat bezahlt werden muss und am Ende auch noch Gewinne übrig bleiben. Das wird die Qualität Deiner Versorgung sicherlich nicht erhöhen und bestimmt auch nicht günstiger werden, als es heute ist.

Markt und Marktwirtschaft bedeutet eben schon, dass es eine Vielzahl von unterschiedlichen Angeboten mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt…, ganz im Gegensatz zu dem „Einheitsbrei“ einer überschaubaren Handvoll von Anbietern.

All das ist für uns ein weiteres Zeichen, dass es auch im Pflegemarkt primär nicht die gute Versorgungsqualität geht, sondern nur um Geld und wirtschaftliche Interessen.

Oder um es mit den recht zweideutigen Worten eines nicht genannten Kassenvertreters zu sagen (und den Satz bitte genau lesen):

Der Patient ist Mittel Punkt.

Sie wollen mehr über dieses Thema wissen und schauen, ob wir Ihnen einen ansprechenden Arbeitsplatz anbieten können? Kommen Sie einfach vorbei, um näheres mit uns abzusprechen…, wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst

Ihr Wolfgang Schloh