Über 40 Jahre im sozialen Bereich…

Liebe soziale Arbeit,

wie beide kennen uns nun schon soo lange…, und ich werde immer wieder gefragt, was uns beide so stark miteinander verbindet. Ich denke es wird Zeit, dass wir einmal darüber sprechen sollten.

Meinerseits ist es eine Freundschaft und eine Leidenschaft zugleich, die sehr früh begann. Wir haben uns auch ganz bestimmt nicht immer nur gern…, nein…, wir streiten und wir versöhnen uns wieder. Es ist ebenso wie in jeder anderen Beziehung auch…, es gibt gute und nicht so schöne Zeiten. Aber letztlich finden wir immer wieder zusammen.

Doch drehen wir die Uhr zurück zum Anfang.., und gehen ins das Jahr 1979. Damals wurde mir die „Gewissensfrage“ gestellt, ob ich den Wehrdienst antreten möchte, oder aber meinen Beitrag für die Gesellschaft in Form eines Zivildienstes leisten wollte. Da ich wenig Sinn darin sah, mich durch den Schlamm zu wälzen und für eine Gesellschaft einzutreten, mit deren Werte und Moralvorstellungen ich einige Schwierigkeiten hatte, sah ich frohen Mutes meiner Zukunft beim Roten Kreuz entgegen. Schon nach kurzer Zeit wurde mir klar, dass meine Zukunft dort nicht im Behindertentransport lag, sondern ich eine Herausforderung beim Rettungsdienst wahrnehmen wollte. So machte ich nebenbei die Ausbildung zum Rettungssanitäter und arbeitete auch nach dem Zivildienst dort hauptberuflich weiter.

Obgleich die Tätigkeit dort interessant und abwechslungsreich war, wollte ich tiefer in die Materie eindringen und begann 1986 eine Ausbildung zum examinierten Krankenpfleger. Ich erhoffte mir im Krankenhaus tiefere Einblicke in die Medizin und wollte auch „mehr und weiter teilnehmen“ und meinen Beitrag bei kranken und hilfsbedürftigen Menschen leisten.

Leider erlebte ich dann auch meine erste große Enttäuschung mit Dir. Das Krankenhaus erwies sich für mich nicht als Ort, den ich gesucht hatte. Hier wurde ich zwar theoretisch sehr gut und umfangreich ausgebildet; in der Praxis sah es dann aber leider doch anders aus. Hier wurde ich mit Dingen konfrontiert, die meinen Erwartungen und Wünschen leider nicht entsprachen. Hierarchische Verhaltensweise, Kompetenzgerangel und Patienten, die „austauschbar und maschinell abgewickelt wurden“…, sind nur ein paar Beispiele von vielen. Wahrscheinlich lag es an mir, dass ich mit falschen Vorstellungen und Erwartungen angetreten bin; auf jeden Fall sah ich meine Zukunft nicht mehr dort.

Während meiner Ausbildung hatte ich einen Einsatz in einer ambulanten Sozialstation und war seitdem begeistert davon. Endlich hatte ich „in der Pflege“ etwas gefunden, dass mir neben der eigentlichen Pflegetätigkeit einen tieferen Sinn gab und mit Weltbild entsprach. Seitdem stand der Entschluss fest: ich werde in die ambulante Pflege gehen!

Nun hatte die Pflege mich vollends gefangen und ich sah und hatte eine Aufgabe, die mich auch heute noch beschäftigt.

In der Zeit hat sich meine Einstellung zur Pflege nochmals umfangreich verändert. War ich anfangs fasziniert von all den therapeutischen und technischen Möglichkeiten, die der Besserung, Heilung und Linderung von „Krankheiten und Leiden“ halfen, so rückte mein Blickfeld doch immer mehr zu dem Menschen und dessen individuellen Umständen.

Natürlich bin ich immer wieder froh über all diese Entwicklungen und Möglichkeiten…, aber ich wollte nicht mehr so dringend ein Teil davon sein.

Fortan konzentrierte ich mich mehr auf den Menschen in seinem sozialen Umfeld. Ich wollte einfach dabei behilflich sein, dass alte und kranken Menschen so lange wie es vertretbar ist, in ihrem gewohnten sozialen Umfeld verbleiben und trotzdem gut versorgt werden können.

Also gründete ich im Jahre 1989 einen privaten ambulanten Pflegedienst und gehöre damit zu den „Urgesteinen“ der privaten ambulanten Dienste in Hamburg.

In nunmehr über 30 Jahren hat sich dieser Bereich sehr stark verändert.., und wir sind uns bisher immer noch treu. Auch wenn Du mich manchmal zutiefst herausforderst, bist Du ein wichtiger Teil von mir und ich will Dich (noch) nicht missen.

Warum das so ist…, was mich bis heute immer noch an Dir fasziniert.., was sich aber dringend ändern sollte…, darüber mehr im Laufe der nächsten Blogs…!